Sommersonnenwende 534, im siebten Jahr der Herrschaft Justinians: Belisar beginnt den Vormarsch auf Karthago, um im Auftrag des oströmischen Kaiers die Vandalen dort anzugreifen. Prokop selbst hat vorher auf Sizilien die nötigen Informationen für die Attacke vom Sklaven eines dort als Händler tätigen Jugendfreundes erhalten. Die Vandalen unter König Gelimer sind unvorbereitet und marschieren in drei Säulen auf die Römer zu. Der erste Angriff an der rechten Flanke - zur Küste hin, wo die Flotte Kap Bon umschiffen muss und deshalb nicht für Deckung sorgen kann, wird abgeschlagen. Die linke Flanke von Belisars Heer wird durch Massageten-Socii gedeckt, de facto also hunnische Söldner. Sie treffen in einer Salzpfanne in der Nähe Karthagos auf die germanische Abteilung:
"[Seite 88] ... Fast zur gleichen Zeit kamen Gibamund und seine zwei tausend Mann auf dem Salzfelde an, welches vierzig Stadien [~ 7,2 Kilometer, oho] von Decimum entfernt ist, wenn man auf der linken Seite nach Karthago geht. Es ist leer von Menschen, Bäumen und jedem andern Erzeugnisse; das Salzwasser erlaubt nicht, daß in dieser Gegend sonst etwas anderes, als Salz entstehe. [Anm. 2: Dicht bei Karthago finden sich schon Salzquellen und auch in Tunis ist das Wasser salzig. Der drei Meilen lange Strich zwischen Tunis und Karthago ist dürres, trockenes Land und gehört zu der Ebene Biserte, die von Karthago gegen Süden und Osten liegt und welche hier gemeint ist. Dapper (???, oho) p. 286 Shaw (???),oho) p 75.] Dort stießen sie auf die Hunnen und wurden sämmtlich zu Grunde gerichtet. Es befand sich unter den Massageten ein Mann, der [Seite 89] sich zwar durch Tapferkeit und Körperkraft auszeichnete, aber nur wenige Leute befehligte. Dieser hatte, von Vätern und Vorfahren her, bei allen hunnischen Heerscharen das Vorrecht, zuerst in die Feinde einzufallen. Denn kein Massagete hatte die Befugniß, vorandringend, in dem Gefechte jemanden von den Feinden eher anzugreifen, als bis einer aus diesem Hause mit den Feinden den Kampf angefangen hatte. Dieser Mann sprengte mit seinem Pferde, als die Heerscharen einander nicht mehr fern waren, vor, und blieb ganz allein dicht vor dem Heerhaufen der Wandilen halten. Die Wandilen, entweder durch die Dreistigkeit des Mannes in Erstaunen gesetzt, oder argwöhnend, daß der Feind ein besonderes Kunststück im Sinne führe, kamen zu keiner Entschließung, eine Bewegung zu machen, oder den Mann anzugreifen. Ich vermuthe aber, daß, weil sie sich noch niemals mit den Massageten im Gefechte gemessen, wohl aber gehört hatten, daß es ein sehr streitbares Volk sey, sie deswegen vor der Gefahr sich gescheuet haben. Jener Mensch, welcher zu seinen Stammesverwandten zurück kehrte, sagte ihnen auf seine Weise: 'Gott habe diese Fremdlinge da ihnen als einen bereiteten Bissen zugesendet.' Als diese sodann vorstürzten, hielten die Wandilen nicht Stand, sondern löseten ihre Ordnung auf und wurden, ohne an die mindeste Gegenwehr zu denken, schimpflich alle niedergemetzelt. [Anm. 3: Zwei tausend von 600 Mann.] [Seite 90] Neunzehntes Kapitel ...]
Quelle: Des Procopius von Cäsarea Geschichte seiner Zeit, Erster Band enthaltend Persische Denkwürdigkeiten in zwei Büchern, übersetzt und mit Erläuterungen von Dr. Pet. Friedr. Kanngießer, Professort in Greifswald, ebd. in der Akademischen Buchhandlung 1827, 18. Kapitel.
Leider erwähnt Prokop nicht den Namen des Hunnen, der die Schlacht immer als erster eröffnen durfte. War er gar ein Schamane, ein adliger Priester? Schließlich beruft er sich auf "Gott". In meiner modernen heißt es sinnigerweise "die Gottheit". Und ich wüsste gerne, ob es diese Sitte bereits ein Jahrhundert zuvor unter Attila gegeben hat.